Grundstück & Bodenrichtwert

Altlasten: So lösen Sie Umweltprobleme einfach und sicher

Grundstücke, auf denen Abfälle behandelt gelagert oder abgelagert wurden, bedürfen in Deutschland aufgrund der vorhandenen Altlasten einer besonderen Betrachtung. Alle wichtigen Informationen zu den Gefahren und der Nutzbarkeit einer derartigen Fläche erfahren Sie bei uns.
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24.03.2025
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Zusammenfassung

  • Altlasten: Gefährliche Bodenverunreinigungen aus früherer industrieller oder militärischer Nutzung, unterteilt in Altablagerungen (Deponien) und Altstandorte (Industrieflächen).
  • Rechtliche Haftung: Nach dem Bundes-Bodenschutzgesetz können sowohl ursprüngliche Verursacher als auch aktuelle Grundstückseigentümer für Sanierungskosten haftbar sein.
  • Immobilienwert: Altlasten mindern Grundstückswerte erheblich; Verkäufer sind zur Information über Bodenverunreinigungen verpflichtet, Käufer sollten Altlastenkataster prüfen.

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Was sind Altlasten und wie entstehen sie?

Begriffserklärung und Abgrenzung

Bei Altlasten handelt es sich um Bodenverunreinigungen oder Schadstoffe im Boden oder Grundwasser, die durch frühere industrielle, gewerbliche oder militärische Nutzungen entstanden sind. Sie stellen eine Gefahr für die Umwelt und die menschliche Gesundheit dar. Im Gegensatz dazu beziehen sich schädliche Bodenveränderungen auf allgemeine Bodenverschmutzungen, die durch verschiedene Ursachen wie Landwirtschaft, Verkehr oder unsachgemäße Abfallentsorgung entstehen können, ohne unbedingt einen historischen Bezug zu haben.

Unterscheidung zwischen Altablagerungen und Altstandorten

Altablagerungen sind historische Deponien, auf denen früher Abfälle abgelagert wurden. Diese Deponien können eine Vielzahl von Schadstoffen enthalten, die durch unsachgemäße Entsorgung entstanden sind. Altstandorte hingegen sind Flächen, auf denen ehemals industrielle oder gewerbliche Aktivitäten stattfanden, wie beispielsweise Fabriken, Werkstätten oder Tankstellen. Der Boden Standorte kann unter anderem durch den Einsatz von Chemikalien, Ölen oder anderen Schadstoffen belastet sein.

Häufige Ursachen für Altlasten

Altlasten entstehen häufig durch:

  • Industrielle Nutzung: Der Betrieb von Fabriken und anderen Produktionsstätten kann zur Freisetzung von Chemikalien und Schadstoffen führen, die den Boden und das Wasser kontaminieren.
  • Unsachgemäße Entsorgung: Abfälle oder Stoffe, die ohne ausreichende Sicherheitsvorkehrungen deponiert oder in die Umwelt freigesetzt wurden, haben erhebliche Folgen für die Umwelt und tragen maßgeblich zur Entstehung von Altlasten bei.
  • Militärische Hinterlassenschaften: Militärische Aktivitäten, wie die Produktion und der Einsatz von Sprengstoffen, Treibstoffen oder Chemikalien, hinterlassen oft Schadstoffe, die langfristig auf den Flächen der Standorte verbleiben.

Welche gesetzlichen Grundlagen regeln den Umgang mit Altlasten?

Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG): Zentrale Regelungen zum Schutz des Bodens. Es legt die grundlegenden Anforderungen und Maßnahmen fest, um schädliche Bodenveränderungen zu verhindern und Altlasten zu sanieren. Das Gesetz definiert die Verantwortlichkeiten von Verursachern, Grundstückseigentümern und Behörden.

Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV): Konkrete Vorgaben zur Gefährdungsabschätzung und Sanierung. Sie enthält detaillierte Vorschriften zur Gefährdungsabschätzung, Untersuchung und Sanierung von Altlasten. Die Verordnung regelt auch die Kriterien für die Bewertung der Bodenbelastungen und die erforderlichen Maßnahmen zur Gefahrenabwehr.

Landesspezifische Regelungen und Verordnungen: Ergänzende Bestimmungen der Bundesländer. Diese Bestimmungen können zusätzliche Anforderungen und Verfahren festlegen, die den spezifischen Gegebenheiten der jeweiligen Bundesländer Rechnung tragen. Sie sorgen dafür, dass regionale Besonderheiten und Umweltbedingungen berücksichtigt werden.

Wer haftet für Altlasten und welche Verantwortlichkeiten bestehen?

Verursacherprinzip und Störerhaftung:

Nach dem Verursacherprinzip ist derjenige, der die Altlasten verursacht hat, zur Sanierung verpflichtet. Kann der Verursacher nicht ermittelt werden oder ist er nicht zahlungsfähig, greift die Störerhaftung. Hierbei wird zwischen dem Handlungsstörer (direkt Verursacher) und dem Zustandsstörer (aktueller Eigentümer) unterschieden. Beide können zur Sanierung des Bodens herangezogen werden.

Verantwortlichkeit von Grundstückseigentümern:

Grundstückseigentümer können für Verunreinigungen des Bodens haftbar gemacht werden, auch wenn sie diese nicht selbst verursacht haben. Beim Erwerb belasteter Grundstücke besteht das Risiko, dass der neue Eigentümer die Sanierungskosten tragen muss. Eine gründliche Prüfung durch einen Sachverständigen, der sich um Umgang mit Abfällen und Altablagerungen auskennt, ist daher essenziell, um potenzielle Haftungsrisiken und Gefahren zu minimieren.

Wie werden Altlasten erfasst und bewertet?

Altlastenkataster und Altlastenverzeichnisse:

Altlastenkataster und Altlastenverzeichnisse sind öffentliche Register, die Informationen über bekannte und vermutete belastete Flächen enthalten. Diese Register werden von den zuständigen Umweltbehörden geführt und bieten eine Übersicht über die Lage und den Zustand der Altlasten, einschließlich aller bisher getroffenen Maßnahmen in Bezug auf die Sanierung der betreffenden Grundstücke.

Methoden zur Erfassung und Untersuchung von Verdachtsflächen:

Um festzustellen, ob der Boden mit einer Altlast belastet und damit eine Sanierung erforderlich ist, werden verschiedene Methoden angewendet:

  • Historische Recherchen: Untersuchung der bisherigen Nutzung der Flächen, um mögliche Quellen von Kontaminationen zu identifizieren.
  • Bodenproben: Entnahme und Analyse von Bodenproben, um Schadstoffe und deren Konzentrationen zu bestimmen.
  • Grundwasseranalysen: Untersuchung des Grundwassers auf Verunreinigungen, um die Ausbreitung von Schadstoffen zu erkennen.

Diese Methoden können helfen, verdächte Flächen zu identifizieren und die Perspektiven bei der Altlastenbearbeitung im Ergebnis zu eruieren.

Bewertungskriterien und Gefährdungsabschätzung:

Die Bewertung von Altlasten erfolgt anhand spezifischer Kriterien:

  • Art und Menge der Schadstoffe: Bestimmung der gefährlichen Substanzen und ihrer Konzentrationen.
  • Ausbreitungswege: Analyse, wie sich die Schadstoffe im Boden und Grundwasser verteilen und ausbreiten können.
  • Expositionspfade: Untersuchung, wie Menschen und Umwelt den Schadstoffen ausgesetzt sein könnten.
  • Risikobewertung: Einschätzung der potenziellen Gefahren für die Gesundheit und die Umwelt.

Die Gefährdungsabschätzung dient dazu, die Dringlichkeit von Sanierungsmaßnahmen festzulegen und die bestmöglichen Methoden für die Sanierung auszuwählen.

Wie läuft eine Altlastensanierung ab und welche Verfahren gibt es?

Der Ablauf einer Sanierung der Flächen umfasst im Regelfall mehrere Schritte, die üblicherweise je nach Belastung der Fläche wie folgt ablaufen:

  1. Gefährdungsabschätzung: Bewertung der Risiken, die von der Altlast ausgehen.
  2. Sanierungsplanung: Entwicklung eines umfassenden Plans zur Sanierung, einschließlich der Auswahl geeigneter Verfahren.
  3. Genehmigungsverfahren: Einholung der erforderlichen behördlichen Genehmigungen.
  4. Durchführung der Maßnahmen: Umsetzung der geplanten Sanierungsmaßnahmen.
  5. Überwachung und Dokumentation: Kontinuierliche Überprüfung der Sanierungserfolge und Dokumentation aller Schritte.

Es gibt verschiedene Verfahren zur Sanierung der belasteten Böden:

  • Bodenaustausch: Kontaminierter Boden wird ausgehoben und durch unbelasteten Boden ersetzt.
  • In-situ-Sanierung: Behandlung der Schadstoffe direkt im Boden, ohne Aushub. Beispiele sind die Bodenluftabsaugung und die Injektion von Reagenzien.
  • Biologische Verfahren: Einsatz von Mikroorganismen oder Pflanzen (Phytosanierung), die Schadstoffe abbauen oder aufnehmen.

Kosten und Dauer von Sanierungsmaßnahmen

Die Kosten und Dauer einer Altlastensanierung der Fläche hängen von mehreren Faktoren ab:

  • Art und Umfang der Kontamination: Schwerere und ausgedehntere Verunreinigungen erfordern aufwändigere Maßnahmen.
  • Ausgewählte Sanierungstechniken: Manche Verfahren sind teurer und zeitaufwändiger als andere.
  • Bodeneigenschaften und Standortbedingungen: Erschwerende Bedingungen, wie schwer zugängliche Standorte oder schwierige Bodenverhältnisse, können den Aufwand erhöhen.

Welche Auswirkungen haben Altlasten auf den Immobilienwert?

Altlasten können den Marktwert von Grundstücken, auf denen Altlasten behandelt, gelagert oder abgelagert wurden, erheblich mindern. Verunreinigte Flächen sorgen für Gefahren für den Einzelnen und sind weniger attraktiv für potenzielle Käufer, da sie teure und aufwendige Sanierungsmaßnahmen erfordern. Dies führt zu niedrigeren Grundstücks- und Bodenrichtwerten. Ein belastetes Grundstück kann im Vergleich zu unbelasteten Flächen signifikant an Wert verlieren.

Für Käufer besteht das Risiko, dass sie nach dem Erwerb für die Sanierung der Altlasten haftbar gemacht werden. Dies kann zu erheblichen finanziellen Belastungen führen. Verkäufer wiederum müssen mögliche Haftungsfragen und den verringerten Verkaufswert berücksichtigen. Beide Parteien sollten Verhandlungsspielräume nutzen, um Risiken abzufedern, wie etwa Preisnachlässe oder vertragliche Vereinbarungen zur Kostenübernahme.

Bei einem Immobilienerwerb in Deutschland ist eine sorgfältige Altlastenprüfung beim Umweltbundesamt essenziell. Dies umfasst die Einsicht in Altlastenkataster, historische Recherchen und Bodenuntersuchungen. Diese Sorgfaltspflichten, auch Due Diligence genannt, bieten Schutz, um Risiken frühzeitig zu erkennen und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Welche Fördermöglichkeiten gibt es für die Altlastensanierung?

Es gibt verschiedene staatliche Förderprogramme auf Bundes- und Landesebene, die die Altlastensanierung unterstützen

Staatliche Förderprogramme auf Bundes- und Landesebene:

Das Bundesforschungsministerium fördert verschiedene Forschungsprojekte zur Altlastensanierung, wie zum Beispiel das Projekt SAFIRA (Sanierungsforschung in regional kontaminierten Aquiferen). Jedes Bundesland hat eigene Förderrichtlinien und Programme zur Altlastensanierung und Flächenrecycling

Voraussetzungen für die Inanspruchnahme von Fördermitteln:

Um Fördermittel zu beantragen, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Dazu gehören:

  • Altlastverdacht: Der Antragsteller muss nachweisen, dass auf dem betreffenden Gelände Altlasten vermutet werden.
  • Förderfähige Maßnahmen: Die geplanten Maßnahmen müssen den Kriterien der jeweiligen Förderrichtlinien entsprechen.
  • Eigenanteil: In der Regel müssen Antragsteller einen Eigenanteil leisten, der je nach Programm unterschiedlich hoch sein kann.

Wie können sich Immobilieninteressenten über Altlasten informieren?

Einsichtnahme in Altlastenkataster und -verzeichnisse: Sie können eine Auskunft aus dem Altlastenkataster bei der zuständigen Behörde beantragen. Diese Informationen sind in der Regel kostenfrei und können online über das Bundesportal oder lokale Verwaltungsportale abgerufen werden1. Die vollständige Adresse und die Flurstücksnummer des Grundstücks sind erforderlich

Bedeutung und Durchführung von Bodengutachten: Ein Bodengutachten ist wichtig, um die Bodenbeschaffenheit und eventuelle Altlasten zu erkennen. Es wird von einem Geotechniker durchgeführt und enthält Informationen über die Tragfähigkeit des Bodens, Grundwasserverhältnisse und mögliche Bodenverunreinigungen. Ein Gutachten ist besonders sinnvoll, wenn ein Bauvorhaben geplant ist oder bei Verdacht auf Altlasten.

Informationspflichten von Verkäufern und Maklern: Verkäufer und Makler sind gesetzlich verpflichtet, Altlasten und schädliche Bodenveränderungen offenzulegen. Diese Pflichten sind im Umweltinformationsgesetz und im Bundes-Bodenschutzgesetz geregelt. Verkäufer müssen den potenziellen Käufern alle relevanten Informationen zur Verfügung stellen, um sicherzustellen, dass keine gesetzlich geschützten Interessen entgegenstehen.

FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Thema "Altlasten"